Liste: §34h GewO Honorar-Finanzanlagenberater

Alles ist möglich – auch das Gegenteil!

ALLES IST MÖGLICH – AUCH DAS GEGENTEIL!
5 uncharmante Empfehlungen für prognosefreies Investieren

Hätten Sie gedacht, dass uns der amerikanische Präsident Trump eine wertvolle Lehre für unsere private Geldanlage gibt? Oder, dass wir aus der Reaktion der Finanzmärkte auf die Brexit-Entscheidung ebenso wertvolle Schlussfolgerungen ziehen können?

Gemäß dem Motto „Nichts ist so schlecht, dass es nicht auch für etwas gut ist“, möchte ich nachfolgend eine flammende Überzeugungsrede dafür halten, dass Sie jede Form der Spekulation unterlassen und lieber prognosefrei investieren sollten.

Unverhofft kommt oft

Sowohl die Wahl von Trump als amerikanischer Präsident als auch das Votum der Briten für den Austritt aus der EU waren von „den Märkten“ nicht erwartet worden. Ich gebe ehrlich zu: Ich bin mit meiner Erwartung ebenfalls falsch gelegen und wenn ich spekuliert hätte, dann hätte ich mich verspekuliert. Ganz so wie fast alle meine Freunde und Bekannten. Und ganz so wie die klare Mehrheit von Experten, Analysten und sonstigen Börsenprofis, die mit ihren Prognosen ziemlich daneben lagen.

Aber das Unerwartete tritt eben überraschend häufig ein. Und selbst wenn das Erwartete eintrifft, sind dessen Folgewirkungen oft gegenläufig zu dem, was man gedacht hätte, und erweisen sich als plausibel, sondern völlig erratisch.

 

5 uncharmante, aber sehr hilfreiche Empfehlungen
für prognosefreies Investieren


1.     Vergessen Sie die sogenannte „Marktmeinung“

Es nützt Ihnen, wenn Sie auf die sogenannte „Marktmeinung“ pfeifen. Hinterher ist man immer schlauer und die gleichen Experten, die zunächst in eine bestimmte Richtung gewiesen haben, erklären Ihnen kurze Zeit später ebenso überzeugend das Gegenteil.

 

2.     Vergessen Sie selbsternannte Experten, „Gurus“ und Börsenprofis

Sparen Sie sich Zeit, Geld und Mühe für die Beschaffung und Auswertung von Expertenmeinungen oder Börsenbriefen mit Prognosen. Es gibt keine Studie, die den Nutzen solcher Informationsquellen über einen längeren Zeitraum statistisch signifikant nachweist. Und historische Zufallstreffer sowie Zufallsgewinner sind für die Zukunft nichts wert. Sie würden ja auch einen Lottogewinner nicht fragen, wie man Tippscheine ankreuzt – oder?

Ein Satz, der mir selbst nachhaltig geholfen hat, dem Prinzip des prognosefreien Investierens treu zu bleiben, lautet:

Hunderttausende von Analysten, Fondsmanagern und Finanzexperten können nicht den Markt schlagen, denn sie sind der Markt. Oder kürzer: Im Durchschnitt sind wir alle durchschnittlich.

Wissenschaftlich bewiesen und sogar mit einem Nobelpreis „dekoriert“ ist vielmehr: Mit prognosefreiem Investieren werden Sie langfristig vor Kosten die gleiche Rendite verdienen wie mit spekulativem Geldanlegen. Und nach Kosten wird Ihre Rendite beim prognosefreien Investieren eben um diese ersparten Kosten höher sein. Plus gesparte Zeit und gesparte Nerven.

 

3.     Seien Sie misstrauisch gegenüber Plausibilitäten.

Plausibilität entsteht oft dadurch, dass von vielen Fakten oder Ursache-Wirkungs-Beziehungen nur einige wenige herausgegriffen werden, die zu dem gewünschten Argumentationsergebnis führen.

Eine weitere Quelle von Plausibilitäten sind Scheinkorrelationen (Sie wissen schon: Storchennester und Geburtenquote). Ebenso die irrtümliche Verwechslung von Ursache und Wirkung, die ich unter dem Schlagwort „Logik-Karussell“ im Kapitel 37 des Buches „Einfach genial entscheiden“ beschrieben habe.

Als Schlussfolgerung kann man festhalten:  Was plausibel klingt, ist noch lange nicht wahr. Und ist noch lange nicht zielführend oder erfolgversprechend.

 

4.     Vermeiden Sie Selbstüberschätzung

Das von mir empfohlene prognosefreie Investieren resultiert aus der Überzeugung, dass der Einzelne nicht systematisch den gesamten Markt schlagen kann („you won’t outsmart the market“). Hingegen glauben aktive Spekulanten oftmals der Markt sei „dumm“ und halten sich selbst für klüger. Das kommt in Sätzen wie „die X-Aktie ist extrem unterbewertet“ oder „der Markt überschätzt das Risiko von Y enorm“ zum Ausdruck. Ich sehe das bescheidener: Wenn z. B. im DAX der aktuelle Kurs einer Aktie aus zehntausenden von Kauf- oder Verkaufstransaktionen zustande kommt, dann sollte ich vielleicht nicht glauben, dass ich alleine schlauer oder weiser bin, als all die anderen Marktteilnehmer zusammen.

 

5.     Glauben Sie nicht, von der Vergangenheit
auf die Zukunft schließen zu können

Menschen, die an der Börse durch Spekulation Geld verloren haben, bezeichnen ihre Verluste gerne als „Lehrgeld“. Es ist jedoch fraglich, ob man aus einem Spekulationsverlust mehr lernen kann, als die Schlussfolgerung, dass man eben nicht spekulieren sollte.

Für den Glauben, dass man aus Börsenreaktionen stabile Regeln ableiten könne, gibt es nämlich ebenfalls keinerlei wissenschaftlichen Beweis. Im Gegenteil: Oft glauben Einzelne, nach zwei, drei Zufallsgewinnen, ein Muster erkannt zu haben. Da es aber kein Muster, sondern nur Zufall war, kommt es anschließend zu (meist höheren) Verlusten.

 

Und was bedeutet das nun für Sie?

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und so verwundert es nicht, dass trotz wissenschaftlicher Widerlegung das Spekulieren bzw. aktive Anlagestrategien nicht verschwinden. Auch der emotionale Kick, die erzielbaren Hormonausschüttungen und das neuronale Feuerwerk beim Spekulieren können als Erklärung hierfür dienen.

Trotzdem kommen Sie höchstwahrscheinlich – und wenn man Wunder ausschließt – langfristig zu besseren Ergebnissen, wenn Sie folgende Regeln berücksichtigen:

  • Hinterfragen Sie in Ruhe und undramatischen Zeiten, wie viel Risiko Sie von Ihrem Typ und Ihren Lebensumständen her vertragen.
  • Seien Sie im Rahmen des so ermittelten Ergebnisses auch an risikobehafteten Anlagen investiert, z. B. Aktien. Nur so können Sie die Risikoprämien vereinnahmen.
  • Sparen Sie sich Zeit, Kosten und Nerven für jegliche Form von Spekulation.
  • Entspannen Sie sich und glauben Sie nicht, dass Sie etwas verpassen würden, wenn Sie nicht aktiv spekulieren.
  • Gehen Sie davon aus, dass die meisten Informationsgeber und auch Finanzdienstleister umso mehr an Ihnen verdienen, je aktiver Sie sich verhalten. Unterstellen Sie dem „Ratgeber“ also die systematisch Tendenz, Sie zu Aktivität und Handeln zu bewegen – auch wenn es sinnvoller wäre, einfach die Füße still zu halten.

Wenn Sie diese Regeln beherzigen, sich gegen aufgeregte, emotionale, aber wissenschaftlich nicht nachvollziehbare Empfehlungen taub stellen, dann wird Ihr Anlageerfolg sich mittel- und langfristig (noch weiter) verbessern.

 

Entscheiden Sie sich für prognosefreies Investieren!

Wenn Sie gute Argumente (Spesenmaximierung ist kein gutes Argument 🙂 ) dagegen haben, dann schreiben Sie mir einen Kommentar oder eine Email.

Herzliche Grüße
Hartmut Walz
Sei kein LeO!

 

Erschienen am 16. Juni 2017.

2 Gedanken zu „Alles ist möglich – auch das Gegenteil!“

  1. Momentan sind wir glaube ich einer Finanzkrise. Der wirkliche deflationäre Schock kommt erst noch oder vielleicht auch nicht. Meine Gründe: Die Immobilienpreise sind nicht gesunken. Diese werden auch erst sinken, wenn die Krise länger anhält. Ich denke, dass die Dauer der Krise und der Umgang mit ihr (Wie weit können wir uns anpassen und die Wirtschaft trotzdem am Laufen halten) der entscheidende Faktor ist.
    Schöne Grüße aus dem sonnigen Waghäusel!

    Antworten
    • Liebe/r agf, bitte erlauben Sie mir, dass ich respektvoll widerspreche. Mit Ihrer Behauptung, dass die Immobilienpreise in den letzten Tagen nicht gesunken seien, liegen Sie eindeutig falsch. Sprechen Sie doch einfach mal mit ein paar Maklern und Bauträgern oder den Mitarbeitern von Immobilienabteilungen der Kreditinstitute. Ihr falscher Eindruck stabiler Immobilienpreise kommt ganz einfach daher, dass es bei Immobilien viel weniger Transaktionen als bei Aktien, Anleihen und Rohstoffen sind, so dass die Durchschnittsbürger die Preisveränderungen nicht so schnell mitbekommen. Aber die Kaufzurückhaltung ist schon heute spürbar, Kaufinteressenten mit wenig Eigenkapital bekommen zu Recht „kalte Füße“ und auf der Verkaufsseite ist die Bereitschaft zu Preiszugeständnissen gestiegen. Gerade gilt: „Cash is King“!
      Herzliche Grüße, bleiben Sie gesund, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
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Prof. Dr. Hartmut Walz
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