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Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage – leichter gesagt als getan

Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage
Leichter gesagt als getan

Nachhaltige Geldanlage ist in aller Munde. Klimaschutz, CO2-Ausstoß, Konsum, Wachstum, Ressourcen-Schonung, Generationengerechtigkeit, Greta, Eisberg, Plastik… Viele wollen da auch ihr Geld nachhaltig anlegen.

Die mediale Aufmerksamkeit für nachhaltiges Investieren ist enorm und hat in jüngster Vergangenheit einen regelrechten Hype ausgelöst. Daher muss man derzeit sehr aufpassen, ob hinter den Versprechungen auch wirklich das vom Anleger gewünscht Nachhaltige steckt.

Was ist nachhaltig?

Für den einen ist die Abholzung des Regenwaldes unerträglich. Für den anderen der Kohleabbau vor der eigenen Haustür. Die nächste rettet die Bienen. Andere warnen insgesamt vor dem Artensterben. Viele essen keine Tiere. Für die meisten sind zumindest menschenverachtende und unwürdige Arbeitsbedingungen inakzeptabel.

Es gibt keine allgemein verbindlichen Maßstäbe, was nachhaltig ist. Oder wann ein Unternehmen in diesem Sinne nachhaltig agiert. Auch deshalb ist nachhaltiges Investieren so schwierig.

ESG, SRI usw.

Einen Hinweis (mehr aber auch nicht) geben die englischsprachigen Kürzel für die international gebräuchlichen Kriterien für Nachhaltigkeit. Diese lauten: ESG sowie SRI.

ESG steht für Environmental, Social, Governance, also Umweltschutz, soziales Verhalten / faire Arbeitsbedingungen sowie transparente Unternehmensführung.

SRI steht für Socially Responsible Investment (auch: Sustainable Responsible Investment), also nachhaltiges und verantwortungsvolles Anlegen.

Kein gesellschaftlicher Konsens 

Das Problem bleibt: Es ist unglaublich schwierig, einen gemeinsamen Konsens zur einheitlichen Bewertung der Nachhaltigkeit von Unternehmen zu finden.

Auf die verschiedenen Ansätze zur Auswahl nachhaltiger Anlagen (Best-in-Class, Best-of-Class, Negativausschluss, Positivauswahl usw.) soll erst in einem späteren Blogbeitrag eingegangen werden.

Es bleibt nämlich – ganz ungeachtet vom gewählten Ansatz – die grundlegende Frage, ob und unter welchen Bedingungen durch Kapitalanlage überhaupt eine Nachhaltigkeitswirkung erreicht werden kann.

Können wir mit der Auswahl von Geldanlagen wirklich Nachhaltigkeit fördern? Oder sitzen wir nur jemandem auf, der uns ein gutes Gefühl geben möchte? Das Phänomen Greenwashing ist hier nur der erste von mehreren wunden Punkten.

Greenwashing

Greenwashing nennt man kurz gesagt Maßnahmen, die bewirken sollen, ein Unternehmen, Produkt oder Handeln als besonders umweltfreundlich und verantwortungsbewusst erscheinen zu lassen.

Auf die Geldanlage bezogen betrifft dies Anbieter, die unter dem grünen Anstrich gar nicht so nachhaltige Finanzprodukte verkaufen wollen. Hier herrscht eher grüner Schein, als grünes Sein.

Der kritische Umgang mit vielfältigen Erscheinungsformen des Greenwashing soll hier nicht weiter ausgeführt werden. Nur ein typisches Beispiel:

Das gute Gefühl

Bei vielen Anlageprodukten auf denen „Nachhaltigkeit“ draufsteht, ist noch lange keine Nachhaltigkeit drin“. Licht und Schatten liegen eng bei einander.

Während regionales, dezentrales Handeln gut überprüfbar ist, lässt sich die Wirksamkeit (angeblich) nachhaltiger Anlagen auf den globalen Börsenmärkten sehr schlecht bewerten.

Beispiel: Wer aus Nachhaltigkeitsdenken heraus eine eigene Photovoltaik-Anlage auf seinem Dach anbringen lässt oder sein Dachablaufwasser in eine neu installierte Regenzisterne statt, wie bisher, in die Kanalisation leitet, leistet ganz sicher einen Nachhaltigkeitsbeitrag.

Gefährlich wird es jedoch schon bei „grün angestrichenen“ geschlossenen Fonds, bei denen häufig die Initiatoren hohe Gewinne mit ökologisch zum Teil fragwürdigen Projekten verdienen. Und wohlmeinende Anleger erhebliche Risiken mit schlechter Rendite kombinieren.

Hier besteht die Gefahr, dass der gute Wille und das „grüne Herz“ von Anlegern ausgenutzt und diese anschließend über den Tisch gezogen werden.

Nachhaltigkeitsbeitrag durch Investments auf den Kapitalmärkten?

Ich möchte hier grundsätzlich in Frage stellen, ob Privatanleger mit ausgewählten Investments auf den Kapitalmärkten (also z. B. Aktien, Anleihen oder börsengehandelten Fonds oder ETFs) tatsächlich einen Nachhaltigkeitsbeitrag leisten können.

Anleger, die mittels dieser Produkte auf den Finanzmärkten nachhaltig investieren, gehen von der Annahme aus, dass sie hierdurch einen Wettbewerbsvorteil nachhaltig arbeitender Unternehmen auf den Finanzmärkten bewirken. Doch ist das wirklich so?

Bild der kommunizierenden Röhren

Das nachstehende Bild der kommunizierenden Röhren zeigt, dass es wahrscheinlich gerade nichts bewirkt, wenn ein Teil der Anleger Geld verstärkt in ESG-Unternehmen lenkt, während andere vielleicht genau gegenteilig handeln – um erhoffte Mehrrenditen von den nicht nachhaltigen Unternehmen „abzupflücken“.

Wirkung und Gegenwirkung: Nachhaltiges Investieren verfolgt also das Ziel, durch die Lenkung von Kapitalströmen in Richtung auf bestimmte (nachhaltige) Unternehmen, deren Finanzierungskosten zu senken. Als Wirkung müssten die Finanzierungskosten der nicht nachhaltigen Unternehmen im Gegenzug ansteigen.

Auf effizienten Finanzmärkten wird jedoch selbst bei geringen Renditedifferenzen eine sofortige Gegenreaktion einsetzen, die die angestrebte Wirkung gerade wieder aufhebt.

Dies ist keineswegs eine theoretische Überlegung. Wenn man nur die Begriffe „Sündenfonds“ oder „Vice-Fund“ recherchiert, sieht man, wie mit der erhofften Mehrrendite von gerade nicht nachhaltigen Unternehmen geworben wird.

Stellen Sie sich vor, dass die große Röhre links von Investoren befüllt wird, die keine speziellen Nachhaltigkeitsziele verfolgen und in einen weltweit streuenden ETF investieren.

In die schlangenförmige Röhre investieren die Gegner von Waffenfirmen.

In die kugelige Röhre investieren die Gegner von Alkohol, auch Bier.

In die rechte Röhre diejenigen, die den CO2-Ausstoß senken wollen.

Interessanterweise haben die bayerischen Waffengegner aber nichts gegen Bier. Umgekehrt kümmern texanische SUV-Fahrer weder Waffen noch CO2, aber Alkohol geht für sie gar nicht.

Es ist leider sehr ernüchternd, wenn man sich die Auswirkungen der individuellen Nachhaltigkeitsbemühungen auf die Pegelstände in den kommunizierenden Röhren insgesamt vorstellt.

Das Bild der kommunizierenden Röhren verdeutlicht bildhaft nur den Effekt, den Nobelpreisträger – allen voran Eugene F. Fama – mit der Effizienzmarktthese veröffentlicht haben.

Ergebnis: Das freie Spiel der Kräfte auf nicht regulierten, effizienten Märkten funktioniert (und das ist grundsätzlich auch gut so).

Effizienzmarktthese und Ethik

Renditedifferenzen, die nicht durch unterschiedliche Risiken begründet sind, werden vom Markt in kürzester Zeit durch Ausgleichsgeschäfte = Arbitrage beseitigt. Das „Wegarbitrieren“ solcher Differenzen entspricht dem Ausgleich der „Pegelstände“ in den verschiedenen Röhren.

Nun könnte man einwenden, dass ein paar „Sündenfonds“ den segensreichen Effekt der nachhaltig ausgerichteten Kapitalströme doch wohl nicht wesentlich verwässern werden.

Man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass auch die Manager großer Hedgefonds keinerlei Rechenschaft darüber ablegen müssen, wo und wie sie die ihnen überlassenen Mittel investieren. Und sie sind nicht gerade für Zimperlichkeit oder ausgeprägtes ethisches Verhalten bekannt.

Sondern sie haben schon gegen ganze Währungen und Volkswirtschaften gewettet, sich mit Regierungen angelegt, an Unternehmen „angeschlichen“ und eine Menge anderer halbseidener Techniken angewandt.

Und oftmals einen volkswirtschaftlichen Kollateralschaden angerichtet, der um ein Vielfaches höher war, als die „paar Milliarden“ die die Hedgefonds an der Operation verdienten.

Auch Manager von „ganz normalen“ aktiven Investmentfonds werden versuchen, die Mehrrendite von nicht nachhaltigen Unternehmen abzugreifen, indem sie diese etwas stärker in ihrem Portfolio gewichten. Schließlich stehen sie ja ständig unter dem Druck, ein „Alpha“ zu generieren…

Ernüchternd

Ich fürchte, dass der Versuch, nachhaltiges Tun über die weltweiten Börsenmärkte zu fördern, ein wenig aussichtsreiches Unterfangen ist.

Zumindest unter den gegenwärtigen Verhältnissen von Regulierung bzw. Nicht-Regulierung der globalen Finanzmärkte. So lange ein Waffenhersteller seine Waffen verkauft und ein Tabakunternehmen seine Zigaretten, werden sich leider immer genügend Marktteilnehmer finden, die das finanzieren.

Der Verbraucher hat die Macht

Viel effizienter ist es meines Erachtens, auf der güterwirtschaftlichen Seite, also der Kunden bzw. Nachfrager nach Produkten und Dienstleistungen anzusetzen.

Denn wenn die Nachfrage nach ökologisch bedenklichen Produkten und Dienstleistungen stark zurückgeht oder sogar zusammenbricht, werden Investoren auch keine Finanzierungsmittel mehr bereitstellen.

Auch gut abgestimmte gesetzliche Maßnahmen wie Verbote, verbindliche Mindeststandards usw. halte ich für erheblich wirkungsvoller als Investments in (angeblich) nachhaltige Investmentvehikel der globalen Finanzmärkte.

Umgekehrt führen Experten die hohe Insolvenz- und Scheiterquote von (offenbar schlecht gemanagten) Projekten und Start-ups mit postuliertem Nachhaltigkeitsanspruch darauf zurück, dass es einen regelrechten Liquiditätsdruck bei nachhaltigen Anlageprodukten gäbe.

Offenbar steht (zu) viel Geld bereit, um in alles Mögliche zu investieren, was irgendwie „grün“ aussieht.

Ausblick

Trotz dieser grundlegenden Bedenken gegen gut gemeintes, aber wahrscheinlich wenig wirksames Handeln wird nachhaltiges Sparen und Investieren wahrscheinlich in den nächsten Jahren ein Thema von großem Interesse bleiben.

Denn allein die Tatsache, dass der Nachhaltigkeitsgedanke auch beim Anlegen im Bewusstsein großer Bevölkerungsteile angekommen ist, trägt langfristig die Chance für einen Wandel zum Besseren.

Vielleicht mit anderen Vehikeln. Vielleicht auch mit besseren Prozessen zur Auswahl. Und ganz gezielter Förderung von Einzelprojekten mit hohem Nachhaltigkeitsanspruch. Und sicherlich hilft auch ein gesetzlicher Rahmen, der nachhaltigem Handeln höhere Priorität einräumt.

Und was bedeutet das nun konkret für Sie?

  • Kaufen und konsumieren Sie nachhaltig – damit erreichen Sie ganz sicher eine Wirkung.
  • Nachhaltigkeit beginnt vor der eigenen Haustüre. Wenn Sie konkrete Sachinvestments mit positiver Ökobilanz (Stromerzeugung für den Eigenverbrauch, Zisterne usw.) vornehmen können, dann ist das fraglos gut.
  • Gleiches gilt für regionale Nachhaltigkeitsprojekte, soweit Sie die Seriosität der Initiatoren einschätzen können und das Projektmanagement professionell durchgeführt wird (Sachverstand lässt sich auch bei Nachhaltigkeitsprojekten nicht ganz durch guten Willen ersetzen).
  • Hüten Sie sich vor kommerziellen geschlossenen Fonds, die grün angestrichen sind. Hier ist nicht nur deren Nachhaltigkeitsanspruch fraglich. Im grünen Gewande werden aktuell viele Vehikel angepriesen, die hohe versteckte Kosten aufweisen und ein extrem schlechtes Ertrags-Risikoverhältnis aufweisen. Im Übrigen rate ich ja grundsätzlich von geschlossenen Fonds ab.
  • Ob selektives Investieren auf Basis von Nachhaltigkeitskriterien auf globalen Finanzmärkten eine Wirkung hat, muss stark bezweifelt werden (siehe Bild der kommunizierenden Röhren).

Ich bitte um konstruktives Feedback

Liebe BlogleserInnen, ich hoffe, dass ich mit dem Röhrenbild falsch liege. Dann müsste aber Eugene F. Fama auch seinen Nobelpreis wieder abgeben…  😉

Und bitte um konstruktives Feedback, positive Beispiele von nachhaltigen, fairen, kostenarmen Anlagevehikeln ohne Greenwashing. Sie sind hochwillkommen!

Lassen Sie uns die Nachhaltigkeitsdebatte einfallsreich und nutzbringend weiterführen.

Wahrscheinlich wird der Hartmut Walz Finanzblog in Zukunft das Nachhaltigkeitsthema immer wieder aufnehmen.

Herzliche Grüße
Hartmut Walz
Sei kein LeO!

Erschienen am 27. September 2019.

Der Hartmut Walz Finanzblog ist unabhängig, kosten- und werbefrei. Ich erhalte für Links und Empfehlungen keinerlei Honorar, Kick-back, Beteiligung o. ä.

23 Gedanken zu „Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage – leichter gesagt als getan“

  1. Lieber Her Walz,
    wann gibt es die nächsten Einschätzungen von IHnen, gerade vor dem aktuellen gesetzlichen Entwicklungen auf europäische Ebene, viele Siegeln und Anbietern, die innerhhalb kürzester Zeit vom Wolf zum Schaf mutieren und jetzt grün geworden sind 🙂

    Antworten
  2. Guten Tag Herr Walz,

    ich kann Ihnen grundsätzlich (leider) nur zustimmen. Beachtet werden muss, dass es in Realität keine effizienten Märkte gibt. Aus diesem Grund müssen die Röhren auch nicht unbedingt ausgeglichen sein (Zumindest zu jedem Zeitpunkt).
    Aber das nur am Rande – Viel wichtiger ist doch die Frage, ob man es moralisch und ethisch vertreten kann, an Unternehmen wie H&K, Rheinmetall, Nestlé oder Shell Miteigentümer zu sein. Oder anders gefragt: Wie viel ist dem Individuum das Leid anderer Individuen wert?
    Gerne wird auf den großen, bösen Unternehmen rumgehackt, aber die Blutdividende streicht man dann doch gerne ein. Beruhigend, dass man nicht selbst den Abzug durchziehen muss.
    Anders herum könnte man wie Sie behaupten: Wenn ich das Geld nicht nehme, nimmt es jemand anderes! Aber wird die Sache dadurch besser? Wenn wir die Leute im Park nicht überfallen, werden sie nur von irgendjemand anderem überfallen – Logisch, nicht?
    Ich bleibe bei den Unternehmen, die nicht die schwärzeste aller Seelen haben – Ausgeschlossen sind z.B. Waffenhersteller und u.a. die sonstigen oben genannten Unternehmen.

    Meine aufrichtigsten Grüße
    Till

    Antworten
    • Lieber Till, vielen Dank für Ihren Kommentar.

      Wissen Sie – emotional bin ich völlig bei Ihnen. Und auch ich bin der Meinung, dass wir dringend mehr Nachhaltigkeit benötigen. Was ich aufzeige, ist lediglich die Tatsache, dass gut gemeint eben oftmals nicht gut gemacht ist. Und leider scheint mein Bild mit den kommunizierenden Röhren die aktuell bestehenden Verhältnisse auf den Kapitalmärkten korrekt widerzuspiegeln, wie mir auch viele Fachgespräche und individuelle Reaktionen zeigen.

      Ihr Bild mit den „Leute im Park überfallen“ empfinde ich hingegen nicht als fair oder zutreffend. Denn ich habe keineswegs dazu geraten, die Aktien von unethischen Unternehmen, insbesondere Waffenherstellern zu erwerben, um eine Blutdividende zu kassieren. Jedoch halte ich es für extrem ineffizient, wenn ich sinnvolles Risikomanagement durch breite Streuung aufgebe, um z. B. ganz normale Produktionsunternehmen zu „bestrafen“, während ich gleichzeitig deren Produkte erwerbe. Und dies nicht aus Luxus- oder Prestigekonsum, sondern weil ich die Produkte zum „normalen“ Leben benötige. Auch mein Fahrrad ist lackiert und fährt auf Gummireifen…

      Lieber Till, lassen Sie uns respektvoll über das Thema weiterdenken – Emotionen und vordergründiges „Gutmenschentum“ werden uns dabei jedoch nicht voranbringen.
      Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
  3. Guter, fundierter Artikel meiner Meinung nach. Jedoch stelle ich der Effizienzmarkthypothese, die der Autor mit Nobelpreisträger Eugene Fama richtig erwähnt, einen anderen, jüngeren Nobelpreisträger, Joseph Stiglitz, mit dem Grossman-Stiglitz Paradoxon gegenüber, was in meinen Augen beobachtbare Realität ist und der EMH klar zuwiderläuft. Und bei ETFs, Fonds, vielen Zertifikaten und vielen anderen Geldanlagen, ist der wirkliche, konkret messbare IMPACT immer nur mittelbar, da diese ja auf Sekundärmärkten unterwegs sind. Das ist keine neue Erkenntnis, wird aber in der Tat von so einigen Werbetreibenden missbraucht. Allerdings investiere ich doch als bewusster Anleger immer noch lieber in z.B. Fonds , die mittels „Verhindern, Fördern und Fordern“ nicht nur durch Kurspflege und aktivem Aktionärswesen (Engagement), sondern durch gewisse Mindestausschlüsse, positive Selektion, gezieltem Nachhaltigkeitsreporting, einen Schritt zu mehr Nachhaltigkeit machen, ohne sogar -empirisch belegt- Renditeeinbussen hinnehmen zu müssen. Abgesehen davon, dass viele, direkt wirkende Impact-Investments – die zweifelsohne mehr bewirken als Nachhaltigkeits-ETFs oder -Fonds – für viele Anleger unzugänglich, schwierig zu verstehen, vom Risiko-Profil unabwägbar und vom Berater durch die Regulatorik gar nicht vertreibbar sind.

    Antworten
    • Lieber Herr Kölsch, mit Ihren Überlegungen stimme ich weitgehend überein. Und soweit man mit der Berücksichtigung von ESG-Kriterien weder einen Renditeverzicht hinnimmt, noch höhere ongoing charges zahlen muss, kann man ja wenig falsch machen. Im schlimmsten Falle hätte man dann eben keinen Impact erzielt und im besten Falle doch einen kleinen. Jedoch ist dieser Fall meiner Beobachtung nach eher selten – meist nehmen die Anleger aus gutem Wollen sowohl höhere Gebühren als auch Risiken in Kauf und erzielen im Ergebnis bei fragwürdigem Impact eine zu geringe Rendite.

      Im Ergebnis finde ich – ganz wie Sie – dass sich hier noch viel tun muss und hoffentlich auch wird.
      Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
  4. Hallo Herr Walz,
    Robert Shiller scheint sich weniger für Ihre Röhren begeistern zu können 😉
    Vielleicht sollte eher Fama seinen NP wieder abgeben? Ganz offensichtlich gibt es kein schwarz oder weiß.
    Hinsichtlich Nachhaltigkeit gilt Ähnliches und wir stehen erst am Beginn einer Entwicklung. Es liegt auch am Anleger, ob er Fonds, welche u.a. in Heckler & KocH, Lockheed Martin o.a. investieren, sein Geld anvertraut.
    Ob man grundsätzlich daran glaubt, dass Geld am Kapitalmarkt nachhaltig investiert werden kann, ist vielleicht eine Glaubensfrage, vielleicht aber auch eine der Information.
    Beste Grüße

    Antworten
    • Liebe/r mlaumann, dass Robert Shiller sich weniger für mein Bild der kommunizierenden Röhren interessieren würde, ist reine Annahme von Ihnen 😉
      Ich habe seine Veröffentlichungen jedoch sehr intensiv durchgearbeitet und sehe nicht, dass mein Röhrenmodell seinen Thesen widerspricht. Jedoch stolpere ich täglich über Anzeigen und sonstige Hinweise in der Fachpresse, welche belegen, dass wenig ethische Investoren die Minderverzinsung von wohlmeinenden Anlegern in ihre eigene Tasche stopfen. Ihre Ausführungen zu den Waffenherstellern bestätigen ja gerade diese Problematik. In Wirklichkeit sind Sie und ich doch von den Zielen völlig bei einander. Nur ist eben gut gedacht nicht gut gemacht und daher sollten wir gemeinsam darüber nachdenken, wie das Bemühen um Nachhaltigkeit auch wirklich etwas bewirkt. Ich habe dazu ein paar erste bescheidene Vorschläge gemacht. Und als Wissenschaftler bevorzuge ich eindeutig die Information.
      Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
  5. Hallo Herr Walz,
    danke für den Artikel. Ja, es ist viel zu tun und wir sind erst am Anfang, aber den Kopf in den Sand zu stecken, ist falsch. Wir müssen uns hinterfragen, wie wir in Zukunft investieren wollen – einfach in „dumme“ und billige ETFs, die u.a. in Öl & Co. investieren oder in Themen, die einen positiven Impact haben. Ich bin der festen Überzeugung, dass hier die 17 UN #SDGs einen sehr guten Rahmen vorgeben. Sicher nicht perfekt, aber ein Ansatz. Wenn die Finanzbranche mit ihrer immensen Kapitalmacht nicht ihren Beitrag dazu leistet, klappt es aber nicht. Und WIR als Investoren können wählen, in welche Fonds von welchen Verwaltern (KVGen) wir investieren oder nicht. Also Augen auf!

    Antworten
    • Lieber Herr Huttel, Ihr Kommentar überzeugt mich nur teilweise und Sie bringen kein neues Argument.

      Wenn und solange Menschen Öl und Gas verbrauchen und als Konsumenten diesen Gesellschaften ihr gutes Geld als Kunden überlassen, bringt es nichts, wenn Sie über „dumme ETFs“ schimpfen. Sofern Sie persönlich keinen Lebensstil haben, in dem Sie auf Öl und Gas völlig verzichten können (und das wäre viel verlangt, denn es geht weit über den Verzicht auf ein konventionelles Auto hinaus), ist es reine Doppelmoral, wenn Sie die Öl- und Gaskonzerne am Kapitalmarkt „austrocknen“ wollen. Es würde viel mehr Impact bringen, wenn Sie und ich immer weniger Auto fahren.

      So bleibt meine berechtigte Sorge (die mir hinter vorgehaltener Hand von vielen Ihre KollegInnen bestätigt wird): Ein Teil der Investment-Industrie warnt vor „dummen und billigen ETFs“ und propagiert teure aber angeblich intelligente Fonds, die z. B.ÖOl- und Gasunternehmen verbannen. Und ein anderer Teil der Industrie (ich sammle gerade fleißig Anzeigen und Interviews) vermarktet – ebenfalls gebührenintensivere – aktive Fonds, die als Sündenfonds oder einfach nur „Dividendenfonds“ oder „Valuefonds“ bevorzugt in Öl- und Gas investieren.

      Am Ende merken weder die Nachhaltigkeitsunternehmen noch die nicht nachhaltigen Unternehmen einen Unterschied in den Finanzierungskosten. Nur die Greenwashing-Branche und Ihre Gegenspieler haben sich höhere Gebühren verdient, weil sie den Kunden die „dummen und billigen ETFs“ schlecht geredet haben.

      Ich möchte also keineswegs den „Kopf in den Sand“ stecken. Jedoch möchte ich den vielen Menschen, die die Zusammenhänge nicht so gut erkennen können helfen, sich nicht aufgrund falscher Plausibilitäten in unnötig hohe Gebühren ohne erkennbaren Impact zu stürzen.

      Bitte entschuldigen Sie meine Offenheit – ich bin gerne bereit die Diskussion wieder aufzunehmen, sobald es neue Fakten oder Erkenntnisse gibt.

      Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
  6. Lieber Herr Walz,
    ein wirklich ernüchternder und gleichzeitg etwas deprimierender aber auch bestätigender Artikel.
    Ich selber versuche schon seit Jahren, einen Ansatz und Lösungen für betreute Mandanten zu finden, die nachhaltig ökologisch, sozial und ökonomisch nach SDGs oder ESGs investieren möchten. Hier gibt es ja Themenfonds, Nachhaltigkeitsfonds u.ä. welche wiederum aktiv oder passiv, nach Ausschlusskriterien oder den von Ihnen genannten Kriterien vorgehen.
    Auch wenn ich immer noch auf der Suche bin und weiß das es schwer ist, möchte ich dennoch hier und auf diesem Wege einen Beitrag leisten und etliche Millionen für Mandanten da investieren, wo es denn am wenigsten schadet bzw. den größten, wenn auch noch nicht perfekten Nutzen bringt. Dennoch im liquiden Bereich (jederzeitige Verfügbarkeit) investiert, die generellen Grundsätze wie Diversifikation, Kosten, Zeit und Disziplin berücksichtigt, also im Bereich passiver Investitionen. Diese Menschen wollen aus bestimmten Gründen nicht oder haben bereits regional, vort der Haustür u.ä. investiert, wollen liquide bleiben oder zumindest schon mal nicht in geschlossene Beteiligungen investieren! Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie hier relativ zeitnah mir und den Lesern hilfreichen Input, Ideen und kritische Punkte liefern würden, wohl wissend, das dies weder eine Beratung darstellt und für Sie mit hohem Aufwand verbunden ist, der sicherlich auf die ein oder andere Art und Weise belohnt wird (nach dem Motto:erst geben, dann nehmen 🙂 ) Auf diesem Weg auch für allen anderen bisherigen Input mein ganz großes Lob und Anerkennung und recht vielen Dank für Ihren immer sensationellen Input und Wissensweitergabe, welches leider noch immer viel zu kurz kommt, sondern wie in einer der Antwort geschrieben, in der Finanzbranche leider immer noch das entwickeln von Finanz-Produkten und dem daran verdienen wichtiger scheint als informieren und aufzuklären und dafür die richtigen Produkte aufzulegen. Also Marketing. P.S. Ich nutze sehr gerne mit Quellenhinweis Ihr interessanten Ausführungen und Grafiken, um Sie und Ihre Arbeiten bekannter zu machen.

    Antworten
  7. Eine vernichtend-entlarvende Analyse.
    Ich wünschte mir wirklich, dass Sie damit falsch lägen. Aber nicht nur der zitierte Nobelpreisträger, sondern auch das tägliche Erleben sprechen dafür, dass Ihre „kommunizierenden Röhren“ die Realität korrekt abbilden.
    Also benötigen wir einen zweiten Kapitalmarkt nur für nachhaltige Anlagen, bei dem keine Rivialität zu den sonstigen besteht – richtig?

    Andrea

    Antworten
    • Liebe Andrea, danke für Ihren Kommentar. Das mit dem zweiten Kapitalmarkt verstehe ich noch nicht ganz. Aber ich habe ja auch andere Hoffnungsschimmer aufgezeigt 😉
      Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sein kein LeO!

      Antworten
  8. Hallo Herr Walz,

    danke für diese ernüchternden Überlegungen.
    Zum Thema Nachhaltigkeit vor der Haustüre möchte ich noch das einzige Auto mit Photovoltaik-Panels ergänzen, das 2020 auf den Markt kommt.*** Produktwerbung vom Blogbetreiber entfernt ***
    Zumindest bei Sonne echt nachhaltig;-)
    Viele Grüße
    Alexandra

    Antworten
  9. Ich denke gerade an das Kinderlied „grün ja grün sind alle meine Kleider“. Und denke auch, da ist ganz viel Schein statt Sein. Wahrscheinlich haben Sie leider recht Herr Walz mit Ihrem Bild der kommunizierenden Röhren. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Und bis dahin pflanz ich noch nen Baum (oder so). Kompliment für Ihren Beitrag und die Überlegungen

    Antworten
  10. Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Artikel lieber Herr Walz!

    Mir tut es auch etwas im Herzen weh, der Gedanke an die Beste aller Welten gefällt mir einfach zu gut.

    Allerdings hoffe ich, dass es bei den Plänen der deutschen Börse zum Diversity-DAX anders aussieht. Ich finde, der öffentliche Druck auf Unternehmen, mehr Diversität und Frauen in ihren obersten Gremien zu haben, hat deutlich zugenommen. Zwar gibt es noch Konzerne, die sich getrauen, die „Zielgröße Null“ für die künftige weibliche Besetzung ihres Vorstands vorzugeben. Aber aus verschiedenen Untersuchungen wissen wir doch, dass „bunte“ und gemischte Teams in Effizienz und Rendite besser abschneiden. Hier sollten die altbackenen Unternehmen ins Hintertreffen geraten – was meinen Sie?

    Herzliche Grüße aus Aschaffenburg, Birgit Happel

    Antworten
    • Liebe Frau Happel, die von Ihnen genannten Untersuchungen kenne ich gut, vielen Dank für die Anmerkung. Ob die „altbackenen“ Unternehmen tatsächlich ins Hintertreffen geraten, können wir ganz gelassen abwarten – das wird der Markt zeigen. Jedoch gilt die Problematik der „kommunizierenden Röhren“ auf den Genderaspekt genau so wie für die anderen Nachhaltigkeitskriterien.
      Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
      • Vielen Dank lieber Herr Walz!
        Als Optimistin bilde ich mir ein, dass der Markt schon in Bewegung ist – hoffen wir das Beste!
        Herzliche Grüße, Birgit Happel

        Antworten
  11. Hallo Herr Walz,

    schöner (kritischer) Beitrag. Sehr interessante Gedankengänge zu nachhaltigen Kapitalanlagen mit klaren Schlussfolgerungen.

    Ich komme aus dem Bereich Treasury und das Thema „grüne Finanzierungen“ ist hier ebenfalls stark auf dem Vormarsch – Green Bonds, Green Loans und Green-Schuldscheine. Hier frage ich mich genauso, ob das wirklich ein alternatives nachhaltiges Finanzierungsinstrument oder vielmehr auch nur ein Marketinginstrument ist.

    Beste Grüße
    Max

    Antworten
    • Lieber Max, danke für Ihren Kommentar. Wir werden in der nahen Zukunft erheblich höhere Anstrengungen unternehmen müssen, um hier die Spreu vom Weizen trennen zu können. Denn wenn das Image „grüner Kapitalanlagen“ durch „schwarze Schwarze“ stark beschädigt würde, wäre das fatal für das gesamte Marktsegment. Lassen Sie uns wachsam bleiben 😉
      Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
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Prof. Dr. Hartmut Walz
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