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Wasser als Anlageklasse: Ein paar wichtige Überlegungen für Sie

WASSER ALS ANLAGEKLASSE
Ein paar wichtige Überlegungen für Sie

Der trockene und heiße „Jahrhundertsommer“ dieses Jahres (den letzten „Jahrhundertsommer“ hatten wir vor gerade mal 15 Jahren… wie schnell doch die Zeit vergeht) hat gleich mehrere BlogleserInnen dazu motiviert…

…bei mir anzufragen, ob ich eine Meinung zu Anlagemöglichkeiten in (Trink)Wasser habe. Ja, das habe ich…

 

Ein paar Fakten über die Anlageklasse (Trink-)Wasser bzw. Süßwasser

Wasser gibt es auf unserem Planeten genug. Und zwar nicht nur Meerwasser. Sondern auch Süßwasser, immerhin ca. 3% des weltweiten Wasservorkommens. Die 3% Süßwasser sind jedoch nicht ohne weiteres nutz- oder gar trinkbar. Nur rund 0,5% des weltweiten Süßwassers und damit ca. 0,015% des gesamten Wassers sind gemäß einer UN-Studie ohne Aufbereitung als Trinkwasser geeignet.

Das Problem mit dem Wasser ist also nicht die Menge, sondern dessen Qualität. Und zudem die extrem ungleiche Verteilung über unseren Planeten.

Es gibt Länder und Regionen mit hohem Süßwasserüberschuss (Deutschland gehört dazu). Aber es gibt eben auch Länder und Regionen mit enormem Süßwassermangel. Oder mit großflächig verunreinigtem Süßwasser und folglich Trinkwassermangel.

Damit wird schon klar, dass sich die meisten Investitionsmöglichkeiten der Anlageklasse „Wasser“ auf Teilbereiche der Wasseraufbereitung und (Trink-)Wasserversorgung, nämlich Wasserlogistik, Verarbeitungsdienstleistungen, Wassertechnologie und Umweltdienstleistungen richten. Mineralwasserproduktion und Verkauf ist im Vergleich hierzu lediglich ein Nischenthema.

 

Starke Bilder und Argumente werben für Wasser als Anlage

Menschen werden weniger durch nackte Zahlen und Fakten beeindruckt, sondern eher durch Bilder, Metaphern oder eingängige und plausible Geschichten.

Fast jeder hat diese oder ähnliche Aussagen schon gehört oder gelesen.

Sie erscheinen logisch und einleuchtend– oder in einem einzigen Wort auf gut Deutsch: Commonsense.

Commonsense oder doch eher Unsinn?

Es überrascht also nicht, dass viele Privatanleger die Anlageklasse „Wasser“ bei künftigen Investments berücksichtigen wollen. Auf dem Weg von der Absicht zur Realisierung stellt sich jedoch eine anspruchsvolle Frage. Nämlich die Frage nach dem geeigneten „Wie?“.

 

Wasser als Anlage: Engpass sind die Anlagevehikel

Nicht erst seit dem angeblichen „Jahrhundertsommer 2018“, sondern bereits seit über zwanzig Jahren wird Wasser als Anlageklasse immer wieder und verstärkt in die Diskussion eingebracht.

Und wie sieht es nun mit der praktischen Umsetzbarkeit von Anlagen in Wasser aus? Kaum jemand kann sich einen großen See, eine Wassertransportleitung, ein Wasserverteilungssystem oder eine Wasseraufbereitungsanlage leisten.

Entscheidend ist also nicht nur, ob Wasser als Anlageklasse zukunftsfähig ist. Sondern darüber hinaus, ob es geeignete, kostengünstige, transparente und risikoarme Anlageinstrumente für Privatanleger gibt. Also die Frage nach geeigneten Anlagevehikeln.

 

Anlageklasse versus Anlagevehikel

Nur kurz zur Erinnerung: Die Anlageklasse besagt, worin Ihr Geld letztlich gebunden ist. Das Anlagevehikel dient zur Umverpackung und Portionierung der Anlageklasse.

Beispiel: Der enorme Kapitalbedarf für eine Großimmobilie wird durch Stückelung in viele kleine Anteile eines Immobilienfonds für den Privatanleger zugänglich gemacht. In diesem Fall wäre der Immobilienfonds das Anlagevehikel.

Da alle Vehikel Kosten verursachen, zusätzliche Risiken bewirken und Intransparenz auslösen können, muss der Anleger also nicht nur die Qualität der Anlageklasse, sondern auch die Qualität des Anlagevehikels prüfen. Und genau das mache ich nachfolgend für Vehikel der Anlageklasse „Wasser“.

Erläuterung und Bewertung der Vehikel im Einzelnen

     1.     Wasseraktien

Dies sind Aktien von Unternehmen, die sich ganz oder überwiegend mit den oben genannten Sektoren der Wasserwirtschaft beschäftigen. Da Aktien kein Anlagevehikel darstellen, kann dieser Investmentfall auch als Direktinvestment in die Anlageklasse „Aktien“ verstanden werden.

Der Anleger vermeidet also Kosten und Risiken der „Umverpackung“ durch ein Anlagevehikel. Jedoch hat er die Mühe der Auswahl und Überwachung einzelner Wasseraktien – er muss zwangsläufig „Stock Picking“ betreiben. Das liegt nicht jedem.

Und das wird in diesem Finanzblog grundsätzlich auch nicht empfohlen. Attraktiv erscheinende Wasseraktien gibt es wohl, aber nur einige wenige. Konkrete Empfehlungen für Einzeltitel möchte ich nicht erteilen – ich bin ja kein Tippgeber.

Wenn Sie in Aktien investieren, bei denen nur ein geringer Anteil der Aktivitäten einen wasserwirtschaftlichen Bezug hat, dann ist Ihr Investment – man beachte das Wortspiel – sozusagen „verwässert“.

 

     2.     Wasserzertifikate

Soweit sich ein Wasserzertifikat auf einen öffentlich zugänglichen Wasserindex bezieht, ist bei einem Investitionswunsch die naheliegende Lösung, besser einen ETF auf eben diesen Index zu wählen. Im direkten Vergleich ist der ETF stets die bessere und risikoärmere Alternative.

Jedoch gebe ich eine wertvolle grundsätzliche Bewertung der Wasserzertifikate: Wegen Intransparenz, hohen und oftmals versteckten Kosten sowie dem Insolvenzrisiko des Anleiheemittenten rät der Hartmut Walz Finanzblog von Anlagezertifikaten grundsätzlich ab – also auch von Wasserzertifikaten.

Siehe zum Thema Zertifikate allgemein meinen Blogbeitrag in der Vorwoche: Anlagezertifikate – Dinge, die keiner braucht

Zertifikate finde ich nicht empfehlenswert. Daher gehe ich auf konkrete Wasser-Zertifikate nicht ein.

Entweder wird die Wertentwicklung des Zertifikates an einen Korb von einigen wenigen (z. B. 5–10) Aktien von Unternehmen mit mehr oder weniger ausgeprägten Wasseraktivitäten gekoppelt. Oder an spezifische „Wasser-Indizes“. Es gibt mehrere unterschiedliche Wasserindizes, die sich im Internet einfach recherchieren lassen.

Wasserzertifikate stellen eine Erscheinungsform sogenannter Themenzertifikate dar. Viele Kreditinstitute geben Anlagezertifikate zu unterschiedlichsten Themen, Moden bzw. Investmentideen heraus. Und so nutzen sie auch das Interesse am Thema Wasser.

 

     3.     Aktiv gemanagte Wasserfonds

Bei diesen Anlagevehikeln kümmert sich ein Fondsmanager um die Auswahl und Überwachung von Aktien mit mehr oder weniger Bezug zur Wasserwirtschaft haben.

Wie immer, so gibt es auch hier Beispiele mit einer sehr erfreulichen Wertentwicklung der letzten Jahre. Jedoch kann man keinesfalls von der historischen Performance auf eine künftige Performance schließen. Und bei Aufgeldern von bis zu 5% beim Kauf und jährlichen Kostenquoten von um oder sogar über 2% würde ich vom Kauf aktiv gemanagter Wasserfonds eher abraten.

 

Wer sich jedoch in Kenntnis der Kosten und Nachteile aktiv gemanagter Fonds trotzdem grundsätzlich für diesen Vehikeltyp entschieden hat, dem ist von Wasserfonds nicht abzuraten. Es gibt Stand 2018 eine Auswahl von ca. 20 verschiedenen aktiv gemanagte Fonds mit unterschiedlichen Kosten und Schwerpunkten.

 

     4.       Wasser-ETFs

Auch die gibt es. Und hier sind zumindest die Kosten erheblich geringer als bei den gerade beschriebenen aktiv gemanagten Wasserfonds. Trotzdem liegen die laufenden Kosten (früher als TER bezeichnet) in einem Bereich von 0,6–0,75%, Das ist im Vergleich zu „Brot und Butter“-ETFs mit 0,1–0,25% laufenden Kosten schon eher teuer.

Es bleibt zudem die Frage nach der Qualität der diesen ETFs zugrundeliegenden Branchenindizes. Und die Sorge, ob die enthaltenen Titel durch die Euphorie gegenüber dem Modethema „Wasser“ nicht schon extrem hoch bewertet sind. Die aktuelle Recherche nach Wasser-ETFs ergab nur sehr wenige Treffer.

Ergebnis: Wer unbedingt ein Wasser-Investment wünscht und verständlicher Weise das Einzelwertrisiko scheut, ist mit einem Wasser-ETF noch immer besser bedient, als mit einem Wasserzertifikat oder aktiven Wasserfonds.

Wer jedoch nicht von einer Branchenspekulation überzeugt ist, fährt mit einer branchenübergreifenden ETF-Lösung zu einem Drittel der laufenden Kosten wahrscheinlich besser.

 

      5.     Wasserfonds, geschlossen (Alternativer Investmentfonds, AIF)

Es gibt auch AIFs mit Bezug zum Thema Wasser, wenngleich der Gegenstand meistens die Nutzung von Wasserkraft – also Energiegewinnung ist. Brancheninsider erwarten jedoch aufgrund des großen Interesses an Wasserbauwerken (Leitungssysteme, Wasseraufbereitungsanlage, Trinkwasserschutzanlagen etc.), dass in naher Zukunft verstärkt AIFs mit diesem Themenbezug angeboten werden.

Ich kann es kurz machen: Dem Vehikel AIF misstraue ich grundsätzlich und die bisherigen Erfahrungen damit sind ernüchternd. Dies bestätigen auch die Untersuchungen der Verbraucherzentralen.

Die – zu großen Teilen gut versteckbaren – Kosten sind hoch, der Anleger erwirbt eine nicht-börsennotierte Beteiligung, wird also im rechtlichen Sinne Mitunternehmer, genießt keinen Anlegerschutz und erzielt Einkünfte aus unternehmerischer Tätigkeit statt aus Kapitaleinkünften. Der unbegrenzte steuerliche Verlustabzug sollte nicht euphorisch machen, denn häufig folgen auf die steuerlichen Verluste auch die tatsächlichen.

Kurzum: Wer dieses Vehikel nutzt, sollte sich intensiv informiert haben und wirklich wissen, was er tut.

 

Was sind Ihre Motive?
Ökonomisch oder ökologisch ?

Vielleicht kommt Ihre Motivation zu einem Wasserinvestment von Ihrem „grünen Herzen“, ist also ökologisch bedingt.

Dann kommt vielleicht doch ein Direktinvestment in Wasserinfrastruktur in Frage.

Ich selbst habe eine eigene Zisterne mit Dachwassereinleitung und Versickerungsüberlauf. Das unterstützt einen schonenden Umgang mit Trinkwasser, da ich nicht mit wertvollem Trinkwasser meinen Garten gieße. Und ebenso wichtig: Es leistet einen Beitrag zur Entlastung des Abwassersystems, da Abwasser geklärt werden muss und „mein“ Regenwasser ungeklärt den Rasen erfreut.

Ist doch vielleicht auch eine Alternative für Ihre Geldanlage? Ohne Agio, ohne Provisionen und mit laufender Gesamtkostenquote von 0,0%. Das schafft noch nicht einmal ein ETF.  🙂

 

Und was bedeutet das nun konkret für Sie?

  • Lassen Sie sich nicht durch emotionale Aussagen oder Bilder zu vorschnellen Investments in die Anlageklasse „Wasser“ verführen.
  • Der Hype um das „Erdöl des 21. Jahrhunderts“ könnte durchaus dazu führen, dass Brancheninvestments in „Wasser“ nicht ertragbringender sind, als eine branchenübergreifende, weit diversifizierte Anlage.
  • Die beiden o.g. Überlegungen sind allgemeingültig, d.h. es sind Überlegungen zur Vorteilhaftigkeit von Wasser als Anlageklasse. Erst danach folgt die Überlegung um die Vorteilhaftigkeit des Anlagevehikels, welches Sie für Ihr Wasserinvestment nutzen.
  • Da Sie kaum direkt in Wasser als Anlageklasse investieren können (außer vielleicht die oben erwähnte eigene Zisterne), ist zusätzlich die Qualität des Anlagevehikels entscheidend, welches Ihnen die Wasseranlage ermöglicht.
  • Wasseraktien sind nicht als Anlagevehikel zu betrachten, da Aktien eine eigene Anlageklasse darstellen. Ob Sie Einzelaktien erwerben und damit „Stock Picking“ betreiben, ist natürlich Ihre Entscheidung.
  • Alternative Investmentfonds mit Wasserbezug weisen ein schlechtes Risiko-Chancen-Verhältnis auf, sind i. d. R. sehr intransparent und haben hohe Kosten.
  • Es gibt zwar aktuell nur sehr sehr wenige ETFs auf Wasseraktien. Und diese sind von den laufenden Kosten her nicht preiswert. Wer jedoch in die Wasserbranche investieren möchte, ist hiermit noch relativ am besten bedient.
  • Die zirka 20 aktiven Wasserfonds sind erheblich teurer und werden langfristig (zumindest wenn man Wunder ausschließt) die Branchenentwicklung nicht übertreffen.
  • Die unzähligen Wasserzertifikate sind allein schon wegen des Insolvenzrisikos der Emittenten nicht empfehlenswert. Sie mögen preiswerter als mancher aktive Fonds erscheinen. Aber die gesamten versteckten Kosten kennen Sie erst nach einer langwierigen Analyse, die Sie danach als Doktorarbeit an jeder Universität einreichen können.
  • Rechnen Sie mit der Möglichkeit, dass das Modethema „Wasser“ Sie emotional berühren und zu einer verzerrten Entscheidung verführen möchte.

 

So, und nach all diesen Überlegungen rund um Wasser vermeidet der Autor es nun, noch persönlich zur Wasserknappheit beizutragen. Er lässt daher das knappe Mineralwasser stehen und wendet sich einem guten Glas Rotwein zu. Zum Wohlsein!

Bitte empfehlen Sie diesen Blogbeitrag weiter.

Herzliche Grüße
Hartmut Walz
Sei kein LeO!

 

Erschienen am 21. September 2018.
Verlinkung zum Blogbeitrag „Branchen- und Themeninvestments“ ergänzt am 05. Juli 2019.

Der Hartmut Walz Finanzblog ist unabhängig, kosten- und werbefrei. Ich erhalte für Links und Empfehlungen keinerlei Honorar, Kick-back, Beteiligung o. ä.

 

4 Gedanken zu „Wasser als Anlageklasse: Ein paar wichtige Überlegungen für Sie“

  1. Danke Herr Professor Walz, Ihr Beitrag kam wie gerufen, denn mein Sparkassenberater hat mir ganz aktuell einen Wasserfonds für die Wiederanlage empfohlen.
    Und nach der Lektüre habe ich gegoogelt und jährlich laufende Kosten von 2,39 % ermittelt. tja das werde ich wohl lassen und als Dank meinem Berater Ihren Finanzblog zur Lektüre empfehlen …. 🙂
    danke nochmal, Ben

    Antworten
    • Lieber Ben, na das scheint ja nochmal gut gegangen zu sein. Und den Hartmut Walz Finanzblog weiter zu empfehlen ist auch immer eine gute Idee 😉
      Herzliche Grüße, Hartmut Walz, Sei kein LeO!

      Antworten
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Prof. Dr. Hartmut Walz
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